Was braucht es, damit Frauen im Beruf erfolgreich sein können? Was hält sie davon ab? Und wie gelingt es Frauen in Führungspositionen, den Job mit dem Privatleben harmonisch unter einen Hut zu bringen?Auch wenn das Durchbrechen der Glasdecke immer wieder thematisiert wird, so erreichen nach wie vor viel zu wenige Frauen die Chefetagen. Sicherlich hat sich hier gerade in der jüngeren Vergangenheit so einiges getan, doch durchbrochen ist die Glasdecke noch lange nicht.Die Gründe dafür sind zahlreich, die Hürden – in Form verkrusteter Denkweisen – teils seit Generationen eingewachsen. Und dennoch ändert sich das Mindset in der Geschäftswelt langsam in die richtige Richtung. Was allerdings noch vielerorts fehlt, das ist der korrekte Ansatz. Auch seitens der Frauen selbst.Was kann man am eigenen Auftreten ändern? Wie das persönliche Wachstum forcieren? Was braucht es, um als Frau erfolgreich zu sein?Ich habe mich mit Verena Tschudi – Karriere-Coach für Frauen und CEO ihrer eigenen Coaching-Agentur LEVEL ME UP! – zu diesem Thema ausführlich im Rahmen unseres Marketing Booster Podcasts unterhalten. Dabei sind nicht nur diese, sondern noch viele weitere Fragen auf sehr aufschlussreiche Antworten getroffen.Um es kurz zu fassen: Es war megainteressant und lehrreich.Um es lang zu fassen, lies weiter.
Inhalt
- Als Frau erfolgreich sein: geschäftlich und privat
- Die praktische Seite
- Die innere Seite
- Eine gute Work-Life-Balance ist für jede(n) möglich
- Warum gibt es noch so wenig Frauen in Führungspositionen?
- Wir leben auch heute noch in einem Patriarchat
- Es braucht ein Dorf, um Kinder grosszuziehen
- So bist du als Frau erfolgreich – Tipps der Karriere-Coachin
Als Frau erfolgreich sein: geschäftlich und privat
Selbstvertrauen. Das ist (auch) das Zauberwort, wenn du in deinem Leben erfolgreich sein möchtest. Verena hat davon reichlich. Schon von Kindesbeinen an. Klar ist sich auch eine Powerfrau wie Verena ihrer Sache nicht immer sicher, schätzt Situationen falsch ein und nimmt auch mal das eine oder andere Fettnäpfchen mit. Aber sie zählt zu der Sorte Mensch, die sich von Fehltritten nicht niedermachen lässt, offen für Neues ist und Spass daran hat, sich neu zu erfinden.
Damit stellt sie aber meines Erachtens eine Ausnahme dar. Ich glaube, dass es viel mehr Menschen da draussen gibt, die sich ihrer selbst nur selten sicher sind. Und da Frauen viel eher als Männer dazu neigen, Situationen, Dinge und ihre eigene Person zu hinterfragen, ist es für sie folglich oft noch schwieriger, selbstbewusst aufzutreten.
Und da kommen dann Expertinnen wie Verena ins Spiel, die ihren Kundinnen unter anderem Selbstvertrauen beibringen. Ja, du hast richtig gelesen. Selbstvertrauen ist erlernbar. In ihren Workshops und Trainings geht Verena zweigleisig vor.
Die praktische Seite
Selbstvertrauen kommt nicht nur von innen, sondern ist auch in praktischen Dingen verankert. Hier gilt es zu erkennen, welche tatsächlichen Möglichkeiten bestehen. Nur weil du beispielsweise ein Studium und/oder eine Ausbildung in einem Berufsfeld hast, bedeutet das nicht, dass du hier dein Leben lang verhaftet bist.
Situativ bezieht sich die praktische Seite beispielsweise darauf, dass du weisst, was dir zusteht. Was möglich ist. Wie dein Plan aussieht. Als Verena mit ihrem ersten Sohn schwanger war, arbeitete sie im Management-Team einer Immobilienfirma. Anstatt die Situation aus der Hand zu geben, hat sie ihrem Chef ganz klar aufgezeigt, wie sich die kommende Zeit gestalten wird: Hier ist meine Vertretung, solange bin ich weg, danach arbeite ich so viel und bekomme dafür so viel bezahlt. Für dich ändert sich nichts.
Und so wurde das dann auch gemacht.
Wenn du ohne einen Plan in eine Situation reingehst, nicht weisst, was du sagen sollst und welche Lösungswege möglich sind, dann ist es schwierig, selbstsicher aufzutreten.
Die innere Seite
Ein unausgeführter Plan ist erst mal nichts anderes als Kopfkino. Mir geht es oft so, dass ich neue Ideen und Konzepte entwickle und diese dann ungewollt vor mein inneres Gericht ziehe. «Das klappt nie!», «Das ist meinen Kunden:innen viel zu teuer.» oder «Zeitlich lässt sich das niemals umsetzen, ohne meine Familie in Mitleidenschaft zu ziehen.»
Es sind aber genau diese Stimmen in unseren Köpfen, die uns davor abhalten, etwas zu wagen. Oft schmeissen uns diese Selbstzweifel Prügel zwischen die Beine: Das geht nicht. Die wollen das nicht. Ich schaffe das nicht. Etc. Die negativen Gedankengänge sind so laut und übermächtig, dass du schon geschlagen bist, bevor du auch nur schemenhaft an einen Plan denken kannst. Mehr noch: Du suchst noch nicht mal nach einem neuen Weg.
Dann kommt noch das unmittelbare Umfeld ins Spiel. Gerade Frauen hören ganz oft, dass sie sich doch auch zu Hause um die Kinder kümmern können. Dass sie sich den Stress doch nicht antun sollen. Und so weiter. Auch wenn sich diesbezüglich etwas ändert, so werden Frauen auch heute noch dazu konditioniert, die Familie vor die Karriere zu stellen. Zudem wird in den Medien auch ständig hervorgehoben, wie schwierig es für Frauen ist, in der heutigen Geschäftswelt erfolgreich zu sein.
All das setzt sich im Kopf fest. Aber deswegen das Handtuch zu schmeissen und sein persönliches Wachstum hinten anzustellen – No way! Verenas Meinung dazu lautet: Motzen hilft nix.
Hier ist es wichtig, das Mindset zu ändern. Erfolgreich im Job zu sein, bedeutet nicht, dass du eine Rabenmutter bist. Studium und Ausbildung definieren nicht deinen Arbeitsweg bis zur Rente. Du hast es in der Hand.
Eine gute Work-Life-Balance ist für jede(n) möglich
Es gibt so viele Positivbeispiele harmonischer Familien, bei denen beide Elternteile arbeiten. Es ist möglich, sich gleichermassen um sein persönliches Wachstum zu kümmern, in seinem Job erfolgreich zu sein und glückliche Kids grosszuziehen.
Ich bin mir sicher, dass du in deinem Umfeld auch Menschen kennst, die genau das tun. Die eine ausgewogene Work-Life-Balance – oder wie in meinem Fall – Work-Life-Integration leben. Schau dir einfach mal an, wie das deine Bekannten machen. Du wirst sehen, dass das tatsächlich kein Hexenwerk ist, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht, kompromissbereit und offen für Veränderungen ist.
Klar lässt sich das Leben der anderen nicht 1:1 auf dein eigenes Leben ummünzen. Aber du kannst dir ein paar neue Ansätze abschauen und diese auf deinen Alltag anpassen.
Warum gibt es noch so wenig Frauen in Führungspositionen?
Diese Frage stellt sich mir immer wieder, wenn ich unterrichte. Seit mehr als 15 Jahren teile ich mein Wissen aus der Welt des digital Marketings mit Studentinnen und Studenten. Die Ratio zwischen Frauen und Männern liegt bei der Ausbildung im Schnitt bei 50/50. Bei Weiterbildungen überwiegt die Anzahl der Studentinnen sogar um ein Vielfaches. Wenn ich dann aber mit meinem BEYONDER-Team Aufträge von Unternehmen betreue, dann habe ich es auf der Führungsebene fast ausschliesslich mit Männern zu tun.
WTF?
Wo sind die ganzen starken, kreativen und superkompetenten Frauen hin, die bei mir im Hörsaal gesessen haben? Liegt es tatsächlich daran, dass den Frauen der Plan beziehungsweise das Selbstbewusstsein fehlt. Oder bekommen die keinen Fuss in die Tür, weil ihnen dieser Weg «von oben» versperrt bleibt. So nach dem Motto: «Die wird ja eh bald schwanger.»
Genau hieraus leitet sich Verenas Hauptmotivation ab. Sie will ebenso viele Frauen wie Männer in Führungspositionen sehen. Und zwar nicht erst in ein paar Dekaden, sondern am besten schon gestern.
Wir leben auch heute noch in einem Patriarchat
Zunächst einmal müssen wir uns vor Augen halten, dass wir seit Jahrtausenden in einem patriarchalischen System leben. Die «Herrschaft der Väter» ist so unglaublich tief und flächendeckend verwurzelt, dass sehr viel Mühe, Mut und Frauenpower nötig ist, um damit zu brechen.
Sicherlich gibt es in der sogenannten «ersten Welt» die Gleichberechtigung in Gesetzesform. Aber ein Stück Papier hat nicht die Kraft, Jahrtausend alte Denkweisen und Prägungen aufzulösen.
Es ist oft die Möglichkeit, schwanger zu werden, die Frauen bei der Stellenauswahl benachteiligen. Der Mann ist schliesslich immer da. Die Frau fällt über kurz oder lang für ein paar Monate / Jahre aus.
Das ist de facto nicht mehr so. Es gibt immer mehr Männer, die eine Babypause einlegen, in Vaterschaftsurlaub gehen oder die Rolle als Hausmann übernehmen. Der Part des männlichen Brötchenverdieners bricht immer mehr auf. Die Prioritäten ändern sich zusehends. Das Gehalt spielt nicht mehr die Hauptrolle, sondern die Freizeit. Lieber Fiat, als Benz. Lieber Family-Time, als Überstunden-Bonus. Lieber Work-Life-Integration, als Work-Life-Balance.
Es braucht ein Dorf, um Kinder grosszuziehen
Apropos Babypause. Das Phänomen, dass Frauen alleine zu Hause sitzen und sich um die Aufzucht der Kinder kümmern, ist ein recht junges. Tatsächlich war dies zunächst ein Privileg der reichen Bürgerfamilien zu Beginn der industriellen Revolution. Davor war die Kindererziehung und Kinderbetreuung ein Gruppenevent. Grossfamilien waren gang und gäbe. Hier musste jeder sein Päckchen tragen. Und wenn keiner Zeit für die Kleinen hatte, dann sind die Nachbarn eingesprungen.
Diese Art der Erziehung ist genial. Die Kids entwickeln schon von klein auf eine fundierte Sozialkompetenz, und die Eltern haben den Freiraum für persönliches Wachstum. In Verenas Familie wird das folgendermassen umgesetzt: Ein Tag die Woche ist Mama-Tag und einer ist Papa-Tag. Drei Tage die Woche verbringen die Kids nachmittags im Kinderhort, und das Wochenende gehört der ganzen Familie.
Diesen Ansatz kannst du dir auch vielleicht zunutze machen.
So bist du als Frau erfolgreich – Tipps der Karriere-Coachin
Was hilft Frauen dabei, sicherer aufzutreten?
Ändere dein Mindset
Laut Verena beginnt alles mit deiner persönlichen Vision für dein Leben. Wenn du dich selbst nicht in einer Führungsposition siehst, dann wird es dementsprechend schwierig, deine Qualitäten zu vermarkten.
Hier haben laut Verenas Erfahrung sehr viele Frauen Denkblockaden.
Es ist eine Frage des Mindsets. Think big! Du hast die Fähigkeiten, das Fachwissen und die soziale Kompetenz, im Management tätig zu sein? Dann denk auch so. Es gibt immer Möglichkeiten, deine Arbeit als Managerin in dein Privatleben harmonisch zu integrieren. Finde sie. Und noch was: In einer Führungsposition hast du zigmal mehr Freiheiten, Flexibilität und Gestaltungsfreiraum.
Sei keine Arbeiterbiene
Frauen werden oft als schwach und formbar wahrgenommen. Das liegt sicherlich an dem verkrusteten Weltbild von immer noch viel zu vielen Männern. Es liegt aber auch daran, wie sich Frauen selbst sehen.
Verena ist eine Verfechterin des Wortes «Nein». Nicht nur im gesprochenen Sinne, sondern als eine Aura, die dich umgibt. Wenn dein Auftreten signalisiert, dass du keine Arbeiterbiene bist, der man unliebsame Jobs und Kleinkram aufhalsen kann, dann wirst du ganz anders wahrgenommen. Stark, konsequent, zielgerichtet, autoritär.
Hab keine Angst vor Zickenalarm
Dein neues, starkes Auftreten kann auf andere bedrohlich wirken. Als Frau bekommt man dann auch mal gerne den «arrogante Zicke-Stempel» aufgerückt. Meint man zumindest. Das passiert tatsächlich weniger, als man sich vorstellt. Wenn überhaupt. Laut Verena ist es dagegen die eigene Angst davor, so wahrgenommen zu werden, die Frauen weitaus häufiger auf ihrem Weg in Führungspositionen abbremst.
Es sind also Ängste, die vielen Frauen dabei im Weg stehen, erfolgreich zu sein. Diese Denkblockaden gilt es zu überwinden. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, gibt es vielleicht Leute da draussen, auf die dein selbstsicheres Auftreten arrogant wirkt. Und jetzt? Was ändert sich für dich? Nix! Schliesse mit der Vorstellung Frieden.
Überlege dir, was dein Potenzial ist. Wisse, dass dies theoretisch unendlich ist.
Entfalte es.
Sei erfolgreich.
Und lass uns an deinen Gedanken und/oder deinen Erfahrungen zum Thema teilhaben. Ob als Kommentar zum Blogbeitrag, auf meinem LinkedIn-Profil oder all den Social-Media-Kanälen von BEYONDER. Ich freu mich drauf.
Shownotes