KI in Unternehmen: Ja, aber ohne Tool-Schlacht!

14.11.2025
Lesezeit: 9 Minuten

Die Versprechen sind gross, die FOMO real. Aber Hand aufs Herz: Vieles davon ist kurzfristig irrelevant oder Marketing mit ordentlich Lärm. Entscheidend ist nicht, welches Tool sondern Strategie, Daten und Menschen.

TL;DR

Artikel als Podcast hören

Inhalt auf einen Blick

Digitale Transformation ist kein Muss aber Orientierung ist Pflicht

Nicht jedes KMU muss sein Geschäftsmodell komplett neu erfinden. Für viele reicht es, bestehende Prozesse digital zu optimieren und klare Prioritäten zu setzen. KI beschleunigt, was da ist sie ist kein Zauberstab. Ohne Fundament verstärkt sie Chaos statt Wert. Dieses Fundament besteht aus klarer Strategie, sauberen Daten, geschulten Menschen und einer Kultur, die Veränderungen trägt.

Strategie und Richtung statt Tool-Hype

Es ist okay, wenn ein KMU nicht gleich ein Abo-Modell baut oder sein Geschäftsmodell auf den Kopf stellt. Entscheidend ist, bewusst zu entscheiden, wo Digitalisierung reicht und wo echte Transformation sinnvoll ist. KI bringt Tempo in beides. Doch ohne Richtung wird Beschleunigung zur Stolperfalle. Darum: zuerst Ziele und Spielregeln klären, dann Tools wählen.

Eine fokussierte KI-Strategie ist das Dach über allem: Wo schaffen wir heute Effizienz, wo erproben wir Neues, und wie messen wir Fortschritt?

Täglich neue Modelle, Versprechen und Benchmarks. Beispiel: Meldungen zu "Kimi K2" und anderen State-of-the-Art-Systemen. Spannend, aber selten ist das der Unterschied, der in deinem Betrieb morgen den Ausschlag gibt. Ebenso die Debatte "Open Source" vs. "offene Trainingsdaten": wichtig, aber ohne Bezug zur eigenen Lage bloss Hintergrundrauschen.
Auch wenn ich mir hier die eigene Meinung erlaube, dass Open Source ohne offen gelegte Trainingsdaten, leider kein Open Source ist (weil wir die ja nicht kennen).

Merksatz: Erst Fundament, dann Tool. Nicht umgekehrt.

Menschen und Schulung als Erfolgsfaktor

Die Einführung eines Tools ist immer ein Change. Wer Menschen nicht mitnimmt, erntet Widerstand oder stille Verweigerung. Schulung heisst deshalb nicht nur "Knöpfe zeigen", sondern Sinn vermitteln: Was soll KI uns abnehmen? Wofür schafft sie Zeit? Wie verbessert sie Service und Qualität? KI ist Statistik, nicht Zauberei. Wer die Funktionsprinzipien und Grenzen kennt, verliert Angst und gewinnt Urteilsfähigkeit. Genau das braucht es, um KI gezielt in Prozesse einzubetten, statt sie als Allzwecklösung zu missverstehen.

Datenhygiene: Ordnung vor Automatisierung

KI liefert immer Antworten. Die Frage ist, ob sie taugen. Ohne saubere Stammdaten, konsistente Begriffe und gemeinsame Datenhaltung entsteht nur schneller mehr Unsinn. Wer seine Datenbasis aufräumt, legt den Grundstein für sinnvolle Anwendungen. Heisst konkret: Silos aufbrechen, Datenqualität hochziehen und klare Zugriffsrechte schaffen. KI darf nicht über ein Datenchaos gestülpt werden. Erst Ordnung, dann Automatisierung.

Kleine Schritte mit Wirkung

In der Praxis haben sich Vektordatenbanken und klassische "Retrieve & Generate"-Ansätze besonders dort bewährt, wo präzise, punktuelle Informationen gebraucht werden. Für längere, kontextreiche Generierung stossen reine Abrufmuster an Grenzen. Hier braucht es angereicherte Pipelines und sauber modellierten Kontext. Wichtig ist: Diese Architekturfragen sind Mittel zum Zweck. Entscheidend bleibt der Nutzen im Prozess, nicht die Eleganz der Lösung.

Ohne Zielbild werden Piloten zu Leuchtraketen ohne Wirkung. Mit Zielbild genügen oft kleine, günstige Experimente: etwa Nachfrageprognosen in einer Bäckerei, Textbausteine mit Qualitätskontrolle oder eine interne Assistenz für Recherche. Diese Piloten zeigen schnell, ob Daten und Abläufe bereit sind und sie schaffen Momentum für die nächsten Schritte.

Was für die Schweiz zählt

Die Schweiz ist ein KMU-Land. Rund 99 Prozent der Unternehmen gelten als KMU (BFS). Unternehmen sind ähnlich, aber keines ist gleich. Darum sind Standardrezepte selten sinnvoll. Besser ist es, das eigene Profil zu schärfen, Stärken gezielt mit KI zu verstärken und Risiken bewusst zu begrenzen.

Strategie, Menschen, Daten, Prozesse und Governance bilden gemeinsam das Rückgrat. Wer diese fünf Elemente gezielt stärkt, macht KI zum Hebel statt zum Risiko. Weniger Tools, mehr Fundament, das bleibt der Schlüssel für nachhaltigen Erfolg.

Genau hier zeigt sich die Chance für unser Land: Kleine Unternehmen sind agil, am Puls der Zeit, hoch technologisiert und somit in der perfekten Ausgangslage zu planen, bereinigen und schulen und danach Projekte gezielt anzustossen.

2026 wird also das Jahr der KI-KMUs in unserem Land, packen wir es an!

Newsletter

Neue Artikel per Mail gefällig?

Hat alles geklappt!
Irgendwas ist schief gelaufen...

Hat
Künstliche Intelligenz Potenzial bei dir?