Professionelle Videos aufzunehmen, ist im Grunde gar nicht so schwierig. Wenn du weisst, was dazu alles nötig ist. Betrittst du diesbezüglich allerdings Neuland, dann könnten die ersten Schritte etwas trickreich sein. Besonders was das technische Setup angeht. Was braucht man alles? Und wie viel kostet der Spass? In diesem Artikel stell ich dir drei geniale Videostudio-Setups vor: Vom Starter Setup für den schmalen Geldbeutel bis hin zum High-End-Setup, mit dem du gestochen scharfe, hochqualitative Videos aufnehmen und bearbeiten kannst. Ausserdem gebe ich dir noch ein paar nützliche Tipps aus meinem persönlichen Erfahrungsschatz mit auf den Weg.
Seit ich vor zehn Jahren meine Karriere im digitalen Marketing begann, hat sich viel getan. Natürlich auch in puncto Video-Produktionen. Damals hatte ich das Glück, für ein Marketing-Unternehmen tätig zu sein, dessen Tochterfirma sich auf die Erstellung von Videos spezialisiert hatte. Ich bin also schon recht früh mit diesem Bereich in Berührung gekommen. Im Vergleich zu heute war die Video-Produktion damals deutlich aufwendiger. Das zeigt sich ganz besonders anhand des Starter-Setups, mit dem du ganz easy deine eigene Video-Produktion starten kannst.
Das Starter-Setup
Kosten circa 150,- CHF (ohne Smartphone)
Mit der Idee für mein erstes Video kam logischerweise die Überlegung nach dem technischen Equipment, das dafür nötig ist. Braucht es wirklich eine teure Kamera? Eigentlich nicht! Der Griff in die Hosentasche förderte mein Smartphone hervor, mit dem sich ja bereits echt coole und qualitative Video aufzeichnen lassen. Das Mikro ist integriert, die Sonne spendet Licht: Alles gut!
Wobei: Es war nur fast alles gut. Ich war damals in Sachen Video-Produktion noch ein echtes Greenhorn. Das «Aufnahmestudio» war mein hellhöriges Home-Office, was natürlich die Tonqualität negativ beeinflusste. Allerdings ist mein erster Take auch schon wieder zwei Jahre her und die heutigen Smartphones sind dementsprechend ausgereifter. Mit einem iPhone 11 oder dem Google Pixel 4 hast du wirklich gute Aufnahmequalität und musst dir diesbezüglich keine Sorgen machen.
Tipp: Wenn du mehr über das Video-Filmen mit deinem Smartphone erfahren und dazulernen möchtest, klick einfach mal auf www.smovie.ch. Hier findest du zahlreiche Tipps und Tricks zum Thema.
Doch zurück zu meinem ersten Video: Ich hatte mit meinem Handy im Grunde alles am Start, was für eine Videoaufnahme nötig ist. Zum Filmen habe ich die hintere Kamera benutzt, da diese einfach hochwertiger als die Frontkamera ist. Eine bessere Tonqualität mit meinen Headset-Kopfhörern zu erreichen, bescherte nur mässigen Erfolg. Zudem habe ich nach der Aufnahme das Video nicht bearbeitet und quasi in Rohform auf YouTube hochgeladen.
Ergo war und ist das vor allem eine unschlagbar günstige Art und Weise, eigene Videos zu produzieren. Vom Smartphone einmal angesehen, hat mich dieses Setup genau 0 CHF gekostet.
Was mich allerdings gestört hat, war der Background. Dabei habe ich mir echt Mühe gegeben! Das Regal wurde mit Büchern bestückt und die Wand mit themenrelevanten Sheets behängt. Gefallen hat es mir trotzdem nicht. Dazu bin ich wahrscheinlich – und im besten Sinne! – zu perfektionistisch.
Es wurde Zeit für mein erstes Investment: Das grösste und breiteste Verdunkelungs-Rollo, das ein bekanntes schwedisches Möbelhaus im Sortiment hatte. Circa 150,- CHF ärmer aber deutlich zufriedener habe ich das Teil dann an das Regal montiert. Somit habe ich für kleines Geld die Aufnahmebedingung und -qualität um ein Vielfaches verbessert.
Mit dem Sonnenlicht als einzig wahre Lichtquelle bin ich als Nächstes an meine Grenzen gestossen. Ich konnte nämlich nur tagsüber aufnehmen, was mit drei kleinen Kids im Haus mitunter recht turbulent war. Zudem habe ich mich während der Aufnahme nicht auf dem Smartphone gesehen, das Teil wurde so heiss, dass ich hätte Eier darauf braten können (Tipp: Schutzhülle bei der Aufnahme entfernen) und der Akku ging auch trotz angeschlossenem Ladekabel mit der Zeit in die Knie.
Reichlich gute Gründe, um mein Video-Setup aufs nächste Level zu heben.
Das Midrange-Setup:
Kosten circa 1’200 CHF (exkl. Software)
Webcam statt Smartphone
Der erste Schritt war der Kauf einer guten, externen Webcam. Die des Notebooks ist meines Erachtens nicht optimal platziert und die Aufnahmequalität hat mir auch nicht richtig zugesagt. Die Entscheidung fiel auf die «Logitech BRIO», die ich auch heute noch ab und zu verwende. Diese Webcam ist mit +/- 300 CHF nicht günstig, aber dafür macht sie super Aufnahmen, und ich kann mich auf dem Bildschirm sehen.
Mikrofon, denn den Ton ist das Wichtigste!
Als Nächstes kam ein professionelles Mikrofon hinzu. Das «Blue Yeti» hat mich überzeugt und ist für circa 250 CHF auch preislich voll im Rahmen. Tipp: Stell das Mikro nicht direkt auf den Tisch, da es wirklich alles aufnimmt, was gerade so passiert. Also auch das Tastengeräusch, wenn du während der Aufnahme etwas eingibst. Ich habe mir daraufhin die dazugehörende Aufhängung für das Yeti gekauft. Der sogenannte «YetiCaster» minimiert Störgeräusche um ein Vielfaches. Meine Empfehlung ist es, dir gleich das ganze Set zu kaufen. Somit hast du ein echtes Multitalent am Start, das du beliebig einstellen, umherschwenken und ganz einfach mittels USB installieren kannst.
Software zum Bearbeiten
Da ich die Videos nicht mehr direkt in Rohform hochladen wollte, habe ich mir als Nächstes eine Video-Bearbeitungssoftware besorgt. Da ich bereits mit Adobe-Suite gearbeitet habe, war das Schnittprogramm «Adobe Premiere Rush» für mich die logische Entscheidung. Wenn du zu denen gehörst, die sich an der einfachen Photoshop-Version «Adobe Photoshop Elements» die Zähne genervt haben, dann kann ich dir diese Sorge nehmen. Keine Sorge, Adobe hat dazugelernt. Du kannst jederzeit auf «Adobe Premiere Pro» aufrüsten, verlierst aber dann ein tolles Feature. Rush ist nämlich auf deinem Smartphone anwendbar.
Licht für immer die gleiche Aufzeichnungsqualität
Im finalen Schritt habe ich die Lichtverhältnisse meines Midrange Video-Setups aufgewertet. Zum einen kam ein LED-Standlicht ins Studio, das sich super regulieren und verstellen lässt. Die rund 150-250 CHF hätte ich nicht besser investieren können! Damit nicht genug: Für müde 15-20 CHF habe ich dann noch ein sogenanntes «LED-Ring-Light» bestellt, das um die Kamera montiert wird und mich frontal ins perfekte Licht setzt.
Alles in allem hat mich das Midrange-Setup für mein Videostudio rund 1'000 Stutz gekostet. Wobei die Kosten für die Software hier nicht mitgerechnet sind.
Mit diesem Setup war ich für einige Zeit zwar zufrieden, aber noch nicht wirklich glücklich. Treu dem Motto «Forward ever – backward never!» gings eine Stufe höher.
Das High-End Videosetup:
Kosten circa 5'000 CHF (exkl. Software)
Mein derzeitiges Video-Setup ist das Ergebnis vieler Erkenntnisse und Erfahrungswerte. Ich habe verschiedene Tech-Komponenten ausprobiert, kombiniert, verworfen und wiederentdeckt. So habe ich zum Beispiel die «Logitech BRIO» in vorläufige Rente geschickt. Der Grund: Ton und Lippenbewegung auf den Videos waren nicht 100 % synchron, was mit der Kamera-Software zu tun hatte. Das hat ordentlich genervt, weil ich dadurch viel Zeit in die Nachbereitung stecken musste.
Kamera, für alle die auf den Computer verzichten wollen
Ich habe mich also schweren Herzen von meiner alten Olympus-Systemkamera getrennt, da sie keinen Audioanschluss hatte. Für den Erlös kam dann ein neues Modell ins Haus: Die «Canon EOS R». Ein wirklich schönes Teil, das sich super einstellen lässt, geniales Bildmaterial liefert und alle Gadgets hat, die ich für die Aufnahmen meiner BEYONDER-Videos benötige.
Neues Mikrofon, da USB nicht geht
Zudem habe ich mir noch zwei neue Mikrofone geleistet: Ein Funkstrecke und ein Lavalier-Mikro. Der Grund für diese Investments ist zum einen, dass es nicht ganz einfach ist, die System-Kamera mit einem USB-Mikro zu verbinden. Zum anderen kann ich mich mit dem Ansteckmikrofon freier bewegen, wenn ich beispielsweise etwas an einer Flipchart oder Ähnlichem vorführen möchte.
Noch professionellere Software
Ein weiterer Schritt beim Upgraden meines Video-Setups war der Wechsel zu «Adobe Premiere Pro». Das Handling der zusätzlichen Features - beispielsweise die erweiterte Audiobearbeitung - ist mir leichtgefallen, da ich ja bereits mit «Adobe Premiere Rush» vertraut war.
Location für mehr Ruhe
Ein wichtiger Part meines High-End Video-Setups war der Umzug vom hellhörigen Home-Office in den Keller. Hier habe ich mir ein eigenes Studio eingerichtet, in dem ich absolute Ruhe habe. Ausserdem muss ich nicht von meinen Kids verlangen, immer den Ball flach zu halten, wenn ich an einem Video arbeite.
Der Ikea Geheimtipp mit dem Licht
Was ich noch hinzugefügt habe, sind zwei Lichtquellen. Hierbei handelt es sich um einfache LED-Licht-Paneele, die ich rechts und links über mir angebracht habe. Das Coole an diesen Teilen ist, dass ich sie sowohl in der Helligkeit wie auch von der Farbwahl her steuern kann. Gekauft habe ich die beiden Paneele im bereits erwähnten Möbelhaus.
Hintergrund und Deko
Last but not least habe ich mir zur grauen Hintergrundleinwand noch eine mattschwarze besorgt. Allerdings nicht bei IKEA, sondern für rund 300 CHF über ein Storen-Onlineshop, das Storen auf Mass zuschneidet. Die schöne Lampe, die man in meinen YouTube-Videos sieht und die primär als Deko dient, rundet mein High-End-Videosetup ab.
Dass ein High-End-Setup für Videostudios das Konto deutlich stärker belastet, kannst du dir sicherlich denken. Alles in allem habe ich dafür circa 5'000 CHF auf den Tisch gelegt.
Die Produkt-Links zum jeweiligen Video-Setup
Für das Starter-Setup kann ich dir keine Produktlinks geben, weil du ausser deinem Smartphone nichts benötigst. Achte aber darauf, dass dein Smartphone relativ aktuell ist. Als Schnitt-Programm würde ich dir das «Adobe Premier Rush» empfehlen. Wenn du ein iPhone benutzt, dann steht dir das kostenlose iMovie zur Verfügung. Denke daran, dass du dir einen hellen und ruhigen (!!!) Ort für dein Video-Studio aussuchst.
Für das Midrange-Setup habe ich folgende Produkte genutzt:
- Mikro: Blue Yeticaster
- Hintergrund: IKEA «Fyrtur»
- Beleuchtung: LED-Lichtpaneel und LED-Ring-Light
- Software: Adobe Premiere Rush
Mein High-End Videosetup sieht derzeit noch so aus:
- Kamera: Canon EOS R
- Webcam: Logitech BRIO
- Mikro: Blue Yeticaster & smartLav+ & Wireless GO
- Hintergrund: ???
- Beleuchtung: LED-Dauerlicht & IKEA Home Smart LED-Lichtpaneele
- Software: Adobe Premiere Pro
Und das war es auch schon zum Thema Videostudio-Setup. Du kannst dir dazu gerne mein YouTube-Video anschauen, damit du dir buchstäblich ein besseres Bild von den einzelnen Komponenten machen kannst. Und ich freue mich schon auf reichlich Feedback, Fragen und Anregungen als Kommentar zu diesem Artikel.