Was hat sich verändert?
Im Vergleich zu den vergangenen Besuchen, hat das OMR-Festival seine Dimensionen in epischer Weise ausgebaut. Das Festival ist nun so gross wie nie zuvor, mit unglaublichen 70’000 Besuchern, die sich über das weitläufige Gelände verteilen. Um die Verbindung zwischen den verschiedenen Bereichen des Festivalgeländes zu erleichtern, wurde erstmals sogar eine Strasse gesperrt.
Das Festivalgelände war ein Labyrinth vielen Hallen worüber sich vier grossen Bühnen verteilten und zu unzähligen Ausstellerhallen auch noch das riesige Aussengelände verband. Die schiere Grösse und Vielfalt war so überwältigend, dass es Hallen gab, die wir trotz unseres besten Bemühens gar nicht von innen gesehen haben. Okay, wir waren auch erst Dienstagabends angereisst, weil wir nicht damit gerechnet haben.
Wie du dich vorbereiten solltest!
Verpflegung und Unterkunft
In puncto Verpflegung wurde eine breite Palette an kulinarischen Optionen geboten. Unzählige Food-Stände waren über das gesamte Gelände verteilt, mit einem besonderen Fokus auf veganen Optionen und Fleischersatzprodukten. Hier konnte man sich schnell und einfach für den weiteren Festivalbesuch stärken.
Verhungern und verdursten musste niemand. Vereinzelt gab es lange Schlangen, aber es ging speditiv vorwärts. Und wer nicht warten wollte, ging zum nächsten Stand wenige Schritte weiter.
Planen deinen Tag gut durch und Vernetzungsmöglichkeiten
Unsere Fehler: Schlechte Vorbereitung und zu wenig Zeit. Das OMR-Festival bot eine so umfangreiche und vielfältige Auswahl an Programmpunkten, dass die Besuchenden ihren Tag gut durchplanen mussten, um das Beste aus ihrer Zeit zu machen. Ich hatte mir unzählige Vorträge als Favorit gespeichert, konnte sie aber aufgrund Überschneidungen und Laufwegen nicht schauen. Aufgrund der Grösse des Festivalgeländes und der Tatsache, dass der Wechsel zwischen den verschiedenen Locations durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen konnte, war es wichtig, seinen Tag im Voraus sorgfältig zu planen.
Es ist auch zu beachten, dass es bei besonders beliebten Veranstaltungen zu Wartezeiten kommen konnte, weshalb es ratsam war, rechtzeitig vor Beginn am Veranstaltungsort zu sein. Um überhaupt einen Platz zu bekommen, musste man sowieso meist früher zur Stelle sein.
Die Networking-Möglichkeiten auf dem OMR-Festival waren hervorragend. Vor allem der Messetag bietet sich optimal zum Knüpfen neuer Kontakte an. Wir hatten es dieses Jahr geskippt, weil wir dachten, dass es das nicht braucht. Falsch gedacht… Darüber hinaus fanden unzählige Side-Events statt, einige davon sogar schon vor der eigentlichen Messe.
Tipp von Thomas Besmer (via Linkedin): Die Keynotes der grossen Stages werden aufgenommen und können im Nachgang noch angeschaut werden.
Was hätte das OMR Festival besser können?
Trotz der allgemein positiven Erfahrung und der beeindruckenden Organisation des OMR-Festivals, gab es auch einige Herausforderungen und Bereiche, in denen Verbesserungen möglich wären.
Eine der grössten Herausforderungen war die Navigation auf dem weitläufigen Messegelände. Aufgrund seiner enormen Grösse und Komplexität konnte es manchmal schwierig sein, sich zurechtzufinden und von einem Ort zum anderen zu gelangen. Eine klarere Beschilderung und vielleicht sogar eine interaktive Karte auf der Festival-App könnten in Zukunft helfen, diese Herausforderung zu meistern. Und nein, so schlecht sind wir nicht im Karten lesen. Nur meine Hundemarke mit Name und Karte war nach zweit Stunden futsch wegen meiner Schultertasche.
Mir persönlich hat auf der Conference der Fokus auf Marketing gefehlt. Mir fehlte eine grosse, aufstrebende oder kontroverse und internationale Persönlichkeit auf der Bühne. Und ich rede hier nicht vom tausendsten Influencer und Selbstvermarkter, der über sein Mindset redet. Aber vielleicht sind mir die kleineren Stages ein wenig durch die Lappen.
Das waren die Highlights
Ein Highlight des OMR-Festivals waren definitiv einige Darbietungen auf der Conference Stage. Zwei davon, die besonders für uns hervorstachen, waren die Präsentationen von Daniel Grieder, CEO von Hugo Boss, und der Talk mit Christian Klein, CEO von SAP.
Daniel Grieder, CEO Hugo Boss - wie er ein Traditionsunternehmen radikal umgebaut hat
Daniel Grieder, der CEO von Hugo Boss, hielt einen eindrucksvollen Vortrag mit dem Titel "Comeback of HUGO BOSS – a report from the inside". Grieder teilte seine Erfahrungen und die Herausforderungen, die er auf dem Weg zur Wiederbelebung der Marke Hugo Boss erlebt hat. Zuerst dachte ich, dass es nur um den TikTok Star Khaby Lame geht. Aber dahinter steckte mehr. Mir seiner offenen und authentischen Art, redete er über die Schwierigkeiten und Erfolge auf diesem Weg zu sprechen, war inspirierend und lehrreich. Es ging um Branding, Prozesse, Technik und der Reduzierung von Ausschuss.
Christian Klein von SAP mit einem Öltanker gegen Speedboats
Christian Klein, der CEO von SAP, präsentierte "Leading in times of transformation: How SAP is shaping a new way of doing business". Klein sprach über die Herausforderungen mit der Cloud und was sie alles daran gesetzt haben SAP in die Cloud zu bringen. Hört sich einfach an, aber SAP ist gefühlt ein überdimensionierter Öltanker, der gegen eine horde Speedboats antreten muss. Und sie meistern es anscheinend.
Jason Modemann mit 5 Marketing-Hacks
Eine Präsentation, die wir leider verpasst haben. Der Saal war aber gut gefüllt und t3n hat es zusammengefasst: „Marketing auf Steroiden“: 5 Hacks für effektives Social-Media-Marketing.
Videopodcasts sind nicht das nächste grosse Ding
Den State of Podcasts habe ich mir im Nachhinein angehört (!) und bin positiv überrascht über das Wachstum und die Macht. Der grösste deutsche Podcast hat mehr Hörende als DSDS am Samstagabend. Daneben hat Netflix auch weniger Abonnenten ind den USA als Podcasthörende. Ok, man kann jetzt relativieren und sagen, dass Podcasts auch gratis sind. Und auch, wenn uns Spotify immer mehr Video-Content aufdrückt, so scheint bei den Konsumenten der Wunsch danach nicht so gross. Wir setzen weiterhin darauf, aber vor allem für die Bewerbung auf Social Media.
Denke wie ein Marketer, aber sei ein Creator
Der Präsentationstitel "Entertainment, das Ergebnisse liefert: Wie man auf TikTok gewinnt" hörte sich für mich nach einer schlechten Werbeveranstaltung für TikTok an, aber Stuart Flint hat es geschickt verpackt und gute Einblicke in TikTok gegeben. Seine Kernaussage unterstreicht auch die Aussage aus "The State of the German Internet" und ist sehenswert:
State of the German Linkedin
Von der Präsentation von Britta Behrens gibt es keine separate Aufzeichnung, aber sie hat natürlich ihre Präsentation auf Linkedin veröffentlicht und wer bis zu Minute 45 spult, wird sie sich ebenfalls noch anschauen können:
Die Zukunft des Marketings mit KI von Jens Polomski
Ich habe es noch nicht gesehen, aber viele waren begeistert und ihr könnt ab Stunde 6 euch Jens reinziehen.
Der Vorteil der Schweiz bei KI gegenüber Deutschland: Mobiles Internet
Da wir den Dienstag verpasst haben, leider nur online nachgeschaut. Aber Sascha Lobo war super. Ja, er mag polarisieren, aber präsentieren kann er. Er zeigt, wie KI nicht nur im Marketing, sondern im Alltag integrieren kann. In China wurde bspw. KI schon vor 5 Jahren als Schulfach etabliert. Und wir investieren noch viel zu wenig in KI.
Unterstützt mit eurer Arbeit unsere Klimaziele
Live konnte ich nur die Hälfte der Präsentation schauen, weil ich die Stage wechseln wollte. Und danach hat die junge Luisa Neubauer so richtig zugelegt und da blieb nicht mal der Hauptsponsor des Festivals trocken! Hat zwar nicht direkt was mit Marketing zu tun, aber FIrmen, die unser Klima retten wollen, brauchen Marketing und dazu ruft sie auf! Sucht euch einen Arbeitgeber, der für's Klima kämpft.
Keine Angst vor Shitstorms, denn Provokation sorgt für Engagement und Unterstützung
Unzählige Vagina Selfies? Kein Problem für The Female Company! Ann-Sophie Claus zeigt, dass Provokation zu Engagement führt. Engagement zu Awareness und Awareness zu noch mehr Awareness. Ein richtig genialer Teufelskreis. Sie ruft zu mehr Mut auf und zeigt, dass es nicht nur in ihrer Branche funktioniert!
Die legendären Konzerte
Das musikalische Line-Up des OMR-Festivals war ein beeindruckender Mix aus einigen der bekanntesten Künstler des Landes. Fettes Brot, Oli P, Jan Delay und sogar der internationale Star Macklemore waren Teil des Programms.
Dieses beeindruckende Konzertangebot ein genialer Marketing-Schachzug. Das Ziel? Die Besucher länger auf dem Gelände zu halten und die pro Kopf Konsumation zu steigern. Und sie haben es geschafft. Jahr für Jahr werden Menschen in den Bann gezogen.
Trotz der positiven Aspekte gab es auch Herausforderungen. Die Hauptbühne war dauervoll und deswegen geschlossen, was zu einem Andrang führte, der die Kapazität der Warteschlange. Zwar hatten die Messeaussteller keine Kosten und Mühen gescheut. Aber sie gingen in dem Trubel leider etwas unter. Trotz der interessanten Angebote und einzigartigen Erlebnisse, die sie boten, schienen die Hallen vergleichsweise ausgestorben. Vielleicht sollte man hier etwas mehr Awareness für die Side-Partys bieten.
Die Digitalbranche ist rückläufig, das war “State of the German Internet”
Die Präsentation "State of the German Internet" ist für mich immer das Highlight des OMR Festivals. Sie lieferte einen tiefgreifenden Einblick in die aktuelle Situation und Trends im deutschen Internet, aber auch im internationalen Vergleich. Es wurde deutlich, dass es in einigen Bereichen Stagnation und sogar einen Rückgang bei grossen digitalen Unternehmen gibt. Aber es gibt Grund zum Aufatmen. Einige Bereiche des digitalen Marktes konnten besonders wachsen: Sportstreaming, Climate Tech und Prompt Engineers.
Unser Wunsch an Phlipp Westermeyer
Ein persönlicher Wunsch an Philipp Westermeyer wäre, solch eine Präsentation auch für die Märkte in der Schweiz und Österreich zu erstellen. Noch besser, vielleicht sogar separate Präsentationen für diese beiden Märkte, um die jeweiligen länderspezifischen Besonderheiten und Trends noch besser herausarbeiten zu können.
Uns ist natürlich nicht klar, wie gross der Anteil der ausländischen Gäste aus den Ländern ist, aber wir haben einige bekannte Gesichter getroffen. Vielleicht wäre sogar eine separate Keynote im kleineren Rahmen möglich.
Short-Video, Unhinged Entertaining Content, Snapification und Spray+Pray
Obwohl Facebook in der Nutzung noch vor Instagram liegt, hat TikTok alle, wirklich ausnahmslos alle abgehängt. Nicht nur doppelt so viel Stunden verbringt die Bevölkerung auf TikTok. Nein auch 43 % aller Memes kommen von TikTok UND in Sachen Views hängt TikTok auch alle ab.
Und was ist nun Unhinged? Nicht so einfach zu erklären. Ungezwungen, frei, nicht so Corporate würde man es wohl übersetzen. Eine Prise Unterhaltung dazu und der Content geht durch die Decke, so wie es Duolingo und Liquid Death vormachen.
Wer also Long-Content macht, der soll auch Short-Content draus machen. Dazu gehört einiges an Arbeit, aber am Beispiel der Real-Life-Guys wurde gezeigt, dass mit TikTok die Reichweite erst so richtig durch die Decke ist.
Bei Spray+Pray geht es darum einfach überall und egal wie sichtbar zu sein.
Social Media ist tot, aber die Quick-Wins sind Upperfunnel SEO, Bing und WhatsApp Newsletter
Social ist nicht mehr Social. Der Feed wird dominiert von Creatorn, Firmen und Werbung. Wohin es gehen könnte, ist offen. Ein Tipp für die Optimierung von Content betrifft den Einsatz von Upperfunnel SEO. Diese Technik zielt darauf ab, Inhalte für die oberen Stufen des Verkaufstrichters zu optimieren. Dabei liegt der Fokus darauf, Inhalte zu erstellen, die für Personen in der Bewusstseins- oder Interessenphase des Kaufprozesses relevant sind. Ein effektiver Weg, dies zu erreichen, ist der Einsatz eines Blogs oder Magazins auf Ihrer Website. Dies bestärkt unsere eigene Überzeugung, die Website als Content-Hub zu nutzen, um so mehr Traffic anzuziehen.
Das oft übersehene Bing wurde ebenfalls als eine potenzielle Quelle für erhöhte Sichtbarkeit und Traffic hervorgehoben. Bing mag zwar weniger Nutzer als Google haben, bietet aber dennoch Chancen, eine spezifische Zielgruppe zu erreichen. Ein Vorteil von Bing ist, dass die Werbekosten oft niedriger sind und die Kaufkraft höher sein können. Ein spannender Input aus eigener Erfahrung ist, dass die Nutzung von Bing aufgrund der Integration von OpenAI zunimmt. Daher sollte Bing in keiner SEO-Strategie vernachlässigt werden.
Abschliessend wurde die Wichtigkeit von WhatsApp Newslettern betont. Effizient und effektiv.
Fazit
Wir gehen wieder. Diesmal lassen wir die Messe aber nicht aus und informieren uns noch besser über die Pläne. Denn jetzt kennen wir das Geländer auch besser.
Update 13.05.2023
Dank des Tipps von Thomas Besmer habe ich mir einige Präsentationen im Nachhinein noch angeschaut und hoffe, das noch mehr folgen. Ich war nämlich definitiv zu fokussiert auf die Conference Stage. Ich dachte eigentlich, dass ich mich gut mit den Inhalten auseinandergesetzt hatte, aber nächstes Jahr muss ich eine Schippe drauflegen. Ausserdem werde ich aktiver rumfragen, wer kommt und was man sich anschaut.
Bist du auch wieder dabei?