User Experience und Large Language Models (LLMs)
Das Suchverhalten hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. Immer mehr Nutzer:innen – vor allem jüngere Generationen – verlassen sich auf Plattformen wie TikTok oder ChatGPT, um Antworten auf ihre Fragen zu finden. Während traditionelle SEO-Massnahmen darauf abzielen, Webseiten für Suchmaschinen zu optimieren, stellt die wachsende Bedeutung von Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT eine neue Herausforderung dar.
LLMs crawlen Webseiten anders als klassische Suchmaschinen. Sie konzentrieren sich auf die ersten ein bis drei Seiten eines Themas und ignorieren oft tiefere Hierarchien. Das bedeutet: Nur die Inhalte, die leicht zugänglich und klar strukturiert sind, werden erfasst. Für Unternehmen und Marketer:innen wird es damit entscheidend, ihre User Experience (UX) so zu gestalten, dass sie nicht nur menschlichen Besuchern, sondern auch KI-Systemen gerecht wird.
Wichtige UX-Prinzipien für LLM-Optimierung
Klare Seitenstruktur und flache Hierarchien
Die Struktur einer Webseite spielt eine zentrale Rolle für die User Experience – sowohl für Menschen als auch für Large Language Models (LLMs). Eine Navigation mit maximal drei Hierarchiestufen sorgt dafür, dass Inhalte schnell auffindbar sind. LLMs crawlen oft nur die ersten ein bis drei Seiten, weshalb tief verschachtelte Inhalte kaum beachtet werden.
Besonders kritisch sind sogenannte Dropdown-Menüs, die auf tiefere Hierarchiestufen führen. Hier besteht die Gefahr, dass wichtige Inhalte schlicht übersehen werden. Stattdessen sollte die Navigation so aufgebaut sein, dass alle relevanten Informationen bereits in den ersten Klicks erreichbar sind.
Keine versteckten Inhalte: Akkordeons und Dropdown-Menüs vermeiden
Ein weiteres Hindernis für LLMs und Nutzer:innen sind versteckte Inhalte wie Akkordeons oder ausklappbare Menüs. Während solche Elemente optisch ansprechend wirken können, erschweren sie die Zugänglichkeit von Informationen. Inhalte, die mehrfaches Klicken oder Scrollen erfordern, werden von LLMs oft nicht erfasst.
Die Lösung: Inhalte sollten direkt und ohne zusätzliche Interaktionen sichtbar sein. Falls Akkordeons verwendet werden, sollte geprüft werden, ob die darin enthaltenen Informationen auch an anderer Stelle klar zugänglich gemacht werden können.
Content-zentrierte Navigation als Schlüssel
Anstelle einer traditionellen Navigation rückt die Content-zentrierte Navigation in den Fokus. Dabei werden Nutzer:innen – und LLMs – über Inhalte auf der Seite durch die Website geführt. Kategorie-Übersichtsseiten sind hierbei besonders wichtig, um einen Überblick zu bieten.
Ein Beispiel: Statt auf ein Dropdown-Menü zu setzen, das zu spezifischen Unterseiten führt, können Deep Links direkt in den Hauptinhalt integriert werden. Alternativ können wichtige Links auch im Footer platziert werden, wobei unklar ist, wie effektiv LLMs den Footer crawlen.
Verändertes Suchverhalten und seine Auswirkungen
TikTok, ChatGPT und der Wandel der Suche
Die Art und Weise, wie Menschen Informationen suchen, hat sich grundlegend verändert. Besonders jüngere Zielgruppen greifen verstärkt auf Plattformen wie TikTok oder KI-gestützte Tools wie ChatGPT zurück, anstatt traditionelle Suchmaschinen zu nutzen. Diese Plattformen liefern schnelle, kontextbezogene Antworten und verkürzen den Weg zur gewünschten Information erheblich.
Für Webseitenbetreiber:innen bedeutet dies, dass klassische SEO-Strategien allein nicht mehr ausreichen. Um auch in den Suchergebnissen von LLMs präsent zu sein, muss der Fokus stärker auf die Qualität und Zugänglichkeit von Inhalten gelegt werden. Inhalte, die leicht verständlich sind und auf den Punkt kommen, haben eine höhere Chance, in LLM-Ergebnissen aufzutauchen.
Herausforderung für SEO-Strategien
Die Integration von LLMs in den Suchprozess stellt SEO-Spezialist:innen vor neue Herausforderungen. Während bisherige SEO-Massnahmen oft darauf abzielen, möglichst viele Klicks auf eine Webseite zu generieren, geht es bei LLMs vermehrt um Sichtbarkeit und Kontext.
Ein potenzielles Risiko: Selbst wenn eine Webseite für LLMs optimiert ist, könnten die klassischen SEO-Kennzahlen – wie organischer Traffic – sinken, da Nutzer:innen ihre Antworten direkt in der KI-Suche finden, ohne die ursprüngliche Webseite zu besuchen. Dennoch bietet die Präsenz in LLM-Ergebnissen eine grosse Chance, Markenbekanntheit und Vertrauen bei neuen Zielgruppen aufzubauen.
Strategische Vorteile der LLM-Optimierung
Branding und Awareness durch KI-Präsenz
Die Sichtbarkeit in Large Language Models (LLMs) bietet Unternehmen eine einzigartige Gelegenheit, ihre Marke zu stärken. Auch wenn der direkte Traffic von SEO-optimierten Seiten durch LLMs sinken könnte, ist der Branding-Effekt nicht zu unterschätzen. Indem Inhalte in LLMs auftauchen, können potenzielle Kund:innen viel früher in ihrer Customer Journey erreicht werden – oft noch bevor sie aktiv nach Lösungen suchen.
Beispielsweise könnte ein Unternehmen, das für Nachhaltigkeit bekannt ist, durch gezielt platzierte Inhalte in LLMs als erste Informationsquelle für umweltfreundliche Alternativen wahrgenommen werden. Dieser Effekt fördert die Markenbekanntheit und kann langfristig zu einer höheren Kaufbereitschaft führen.
Frühzeitige Ansprache in der Customer Journey
Traditionelle Suchmaschinen fokussieren darauf, Nutzer:innen zu leiten, die sich bereits in einer späteren Phase ihrer Entscheidungsfindung befinden. LLMs hingegen bieten die Möglichkeit, Kund:innen schon in der Inspirations- oder Awareness-Phase anzusprechen.
Durch relevante, leicht zugängliche Inhalte in LLMs können Unternehmen die erste Anlaufstelle für Informationen sein. Dies ist besonders wertvoll in Branchen, in denen die Customer Journey komplex ist, wie beispielsweise bei Technologieprodukten oder im B2B-Bereich.
Die Zukunft von SEO: Rolle und Skills von Spezialist:innen
Vom SEO-Manager zur KI-Expertin
Die Aufgaben eines klassischen SEO-Spezialisten verändern sich mit der zunehmenden Integration von KI-Technologien wie Large Language Models (LLMs). Während in der Vergangenheit der Schwerpunkt auf technischen Optimierungen und Content-Strategien lag, rücken nun neue Kompetenzen wie Prompting und Reverse Prompt Engineering in den Fokus.
Prompting bezeichnet die Kunst, KI-Systeme mit präzisen Eingaben so zu steuern, dass gewünschte Ergebnisse erzielt werden. Reverse Prompt Engineering hingegen beschäftigt sich mit der Analyse von KI-Antworten, um herauszufinden, welche Eingaben diese Ergebnisse ausgelöst haben. Beide Fähigkeiten sind essenziell, um die Inhalte einer Webseite so zu gestalten, dass sie von LLMs optimal verarbeitet werden können.
Chancen durch technisches und inhaltliches Wissen
SEO-Spezialist:innen haben einen einzigartigen Vorteil: Ihr Wissen über Content-Strategien und technische Optimierung macht sie zu idealen Kandidat:innen, um auch KI-basierte Optimierungen zu übernehmen.
Durch die Kombination aus datengetriebenem Denken und einem tiefen Verständnis für Nutzerbedürfnisse können sie sicherstellen, dass Inhalte sowohl für Menschen als auch für Maschinen ansprechend sind. Zudem eröffnen sich durch die Spezialisierung auf LLM-Optimierung neue Karrierewege, da Unternehmen verstärkt nach Expert:innen suchen, die diese Brücke schlagen können.
Praktische Tipps für UX und LLM-Sichtbarkeit
Ladezeiten optimieren
Schnelle Ladezeiten sind ein entscheidender Faktor für eine gute User Experience – sowohl für Nutzer:innen als auch für LLMs. Langsame Webseiten können nicht nur potenzielle Besucher:innen vergraulen, sondern auch dazu führen, dass LLMs wichtige Inhalte nicht vollständig crawlen.
Praktische Massnahmen:
- Reduzieren von Bildgrössen durch Kompression
- Einsatz eines Content Delivery Networks (CDN)
- Minimierung von JavaScript und CSS
Tools wie Google PageSpeed Insights oder GTmetrix helfen dabei, Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben.
Barrierefreiheit und W3C-Konformität sicherstellen
Eine barrierefreie Webseite, die den Richtlinien des World Wide Web Consortiums (W3C) entspricht, bietet nicht nur eine bessere UX, sondern wird auch von LLMs bevorzugt verarbeitet.
Tipps zur Umsetzung:
- Klare und verständliche Navigationselemente
- Alternativtexte für Bilder
- Tastaturzugänglichkeit für interaktive Elemente
Barrierefreiheit verbessert nicht nur die Reichweite Ihrer Webseite, sondern zeigt auch ein Engagement für Inklusion – ein Aspekt, der von Nutzer:innen und LLMs geschätzt wird.
Inhalte gezielt platzieren
Um sicherzustellen, dass LLMs die wichtigsten Inhalte Ihrer Webseite erfassen, sollten diese prominent und leicht zugänglich sein. Dazu gehört:
- Wichtige Informationen auf der Startseite oder in den oberen Bereichen von Unterseiten platzieren
- Deep Links zu tieferen Hierarchiestufen in den Content integrieren
- Wichtige Links und Ressourcen, falls möglich, im Footer wiederholen
Vermeiden Sie versteckte Inhalte, die durch Dropdowns oder Akkordeons schwer zugänglich sind, da diese von LLMs häufig ignoriert werden.
Weiterbildung und Tools für die neue Ära
Verband für Künstliche Intelligenz (KI IMPACT)
Für SEO-Spezialist:innen, die ihre Fähigkeiten im Umgang mit LLMs ausbauen möchten, bietet der Verband für Künstliche Intelligenz (KI IMPACT) eine breite Palette an Ressourcen und Kursen. Die Inhalte reichen von grundlegenden Einführungen in KI-gestützte Technologien bis hin zu spezifischen Workshops über Prompt Engineering und datengetriebenes Content-Design.
Relevante Weiterbildungen und Ressourcen
Neben dem KI IMPACT Verband gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, sich auf die Zukunft der SEO und UX vorzubereiten. Empfehlenswerte Ressourcen umfassen:
- Coursera und Udemy: Kurse zu Prompting, KI und Machine Learning
- HubSpot Academy: Spezialisierte Inhalte zu Content-Marketing und KI-gestütztem SEO
- WeISS: Eine umfangreiche Auflistung von Weiterbildungsmöglichkeiten speziell für die Schweiz
Nutzen von Tools und Technologien
Tools wie Perplexity.ai und OpenAI API Playground bieten wertvolle Einblicke, wie LLMs auf Inhalte reagieren. Mit diesen Tools können Sie testen, wie Ihre Webseite von einem LLM wahrgenommen wird, und gezielte Anpassungen vornehmen.
Auch klassische SEO-Tools wie Ahrefs oder Semrush lassen sich in Kombination mit KI-Technologien nutzen, um Inhalte datenbasiert zu optimieren und zu prüfen, welche Seiten am effektivsten für LLMs gestaltet sind.
Fazit: Warum UX und SEO für LLMs untrennbar sind
Die Welt des digitalen Marketings verändert sich rasant, und Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT oder Perplexity.ai spielen dabei eine immer grössere Rolle. Während klassische SEO-Massnahmen weiterhin wichtig sind, reicht es nicht mehr aus, sich ausschliesslich auf Suchmaschinen zu konzentrieren. Eine starke User Experience ist der Schlüssel, um sowohl Menschen als auch KI-Systeme zu erreichen.
Durch eine klare Seitenstruktur, barrierefreie Gestaltung und optimierte Ladezeiten schaffen Sie eine Grundlage, die nicht nur Nutzer:innen begeistert, sondern auch die Sichtbarkeit Ihrer Inhalte in LLMs erhöht. Die Veränderungen im Suchverhalten – weg von traditionellen Suchmaschinen hin zu Plattformen wie TikTok oder ChatGPT – bieten zudem neue Chancen für Branding und frühzeitige Ansprache in der Customer Journey.
Für SEO-Spezialist:innen liegt in dieser Entwicklung eine grosse Chance: Mit Fähigkeiten wie Prompt Engineering und einem tiefen Verständnis für KI-Technologien können sie eine entscheidende Rolle in der Zukunft des digitalen Marketings einnehmen. Weiterbildungsmöglichkeiten wie beim KI IMPACT Verband oder spezialisierte Tools bieten dabei wertvolle Unterstützung.
Jetzt ist die Zeit, traditionelle Strategien mit innovativen Ansätzen zu verbinden und die digitale Zukunft aktiv mitzugestalten – für SEO, UX und alles dazwischen.